Und es hat Suno gemacht – Erstell einen Song in 30 Sekunden.

Stell dir vor, du könntest in 30 Sekunden einen Song schreiben, aufnehmen, mastern und ins Internet hochladen. 

Klingt für dich nach keiner großen Sache? 

Ja, das verstehe ich. Du bist halt schwer zu beeindrucken. Und du hast ja recht: Das überrascht einen nicht mehr, wenn alle 3 Minuten eine neue AI-Firma gegründet wird.

Aber ganz ehrlich, ich war überrascht. Zumindest, nachdem ich die Ergebnisse gesehen habe.

Aber von Anfang an:

Ein Freund hat mir letztens einen Song geschickt. Ich habe nichts ahnend einfach mal reingehört. Nach 20 Sekunden war ich nur noch irritiert. Denn es ging um einen Typen, der Tobi heißt und nach Jahren der Freundschaft stellt sich heraus, dass Tobi kein Mensch ist, sondern eine Scheibe. 

Es war schon spät und deshalb habe ich noch weitere 20 Sekunden gebraucht, bis es Klick gemacht hat: Der Song war AI generiert. Und das nicht mal schlecht. Zumindest wäre ich bei einem Song mit normalem Inhalt darauf hereingefallen.

Also habe ich mir einen Account erstellt, um es selber auszuprobieren.

Doch worüber schreibt man nun seinen ersten Song? Worüber würdest du schreiben?

Vielleicht ein Liebeslied für deine Partnerin oder deinen Partner? Ein Lied für deine Mutter? Eine Hommage an deine Lieblingspizza? Mit dieser komplizierten Frage habe auch ich mich konfrontiert gesehen und mich spontan für ein Thema entschieden, das mir seit Wochen im Kopf herumschwirrt: Holzschaum. (Holzschaum ist ein neuer Rohstoff, der zukünftig in Dämmmaterial und Substraten verwendet werden soll.)

Ich habe den ersten Prompt also eingegeben und der AI gesagt: Los künstliche Intelligenz, schreib mir einen Song über einen neuen Rohstoff namens Holzschaum. Der Text war eher geht so … 

Holz

So leicht wie Schaum

Innovation

Wie ein Traum

Holzschaum

So wunderbar

Ein Material

Einzigartig und klar

… aber der Sound war verblüffend gut. Und mit verblüffend gut meine ich, dass ich beeindruckt war. Vielleicht kennst du das auch, aber beim ersten Ausprobieren von solchen AI-Tools ist meine Reaktion fast immer: 

Das ist (noch) kompletter Müll. Kann man nicht gebrauchen. Dauert noch Jahre, bis es marktreif ist. Doch manchmal balanciere ich auch auf dem schmalen Grat zwischen Begeisterung und Schock. Dann denke ich: „Wow, das ist schon möglich?” Und im nächsten Moment dann: „Oh man, das ist jetzt schon möglich …”

Dieses Mal war es eher Schock-Begeisterung.

Schnell habe ich dann herausgefunden, dass man auch seinen eigenen Text vertonen kann. Du lieferst den Text, die AI singt ihn ein. Also habe ich selber einen Text geschrieben – 3 Strophen über den Holzschaum. Ich würde sagen, ein absolutes textliches Meisterwerk.

Strophe 1

Oh Torf

Wir kennen uns eine Ewigkeit

Doch es ist an der Zeit

Mal was Neues zu probieren

Ich will dich nicht verlieren

Doch das geht so nicht mehr länger

du ziehst nicht mehr

so wie nen Fender ohne Hänger

Schau, die Luft wird enger

Brauchen jetzt ein bisschen Innovation

Müssen gegen den Strom

In Zukunft mischen wir ohne dich

Wir packen das schon

Refrain

Wir werden ohne dich leben

Das verursacht kein Erdbeben

Diese Mission ist vielleicht verwegen

doch wir sind nicht verlegen

denn wir schaffen das schon

(usw.)

Diesen Text habe ich dann genommen und zweimal vertonen lassen. Einmal als Hip-Hop-Version und einmal als ... ja keine Ahnung, was das für ein Stil sein soll. Hier sind die beiden Songs zum Reinhören:

Hip-Hop-Version:

Keine-Ahnung-was-das-für-ein-Stil-ist-Version:

Ich finde das Ergebnis schon ziemlich … ordentlich.

Ist die einzige Frage eigentlich nur noch: Wie geht das mit dieser ganzen AI-Sache weiter. Denn sind wir ehrlich, natürlich ist das für einen kleinen Witz ganz gut geeignet. Aber es bereitet einem auch Sorgen. Denn das ist ja nur die allererste Version. Wer sich heute noch an das erste oder zweite iPhone erinnert, der weiß, 17 Jahre später hat sich nur der Name nicht verändert. Technologie entwickelt sich in einem Tempo, das einem Angst machen kann.

Heute kann Suno noch keinem Sound-Engineer, Song-Texter und so weiter das Wasser reichen. Zumindest glaube ich, dass ein Profi immer etwas Besseres zustande bringt. Aber wie sieht das in einem Jahr aus oder in 10 Jahren oder in 30 Jahren …?

Meine Monatsmitgliedschaft bei Suno werde ich auf jeden Fall erstmal wieder kündigen. Vielleicht mache ich vorher noch einen Song für meine Mutter oder ein Liebeslied für meine Freundin.

Geschrieben von:
Matthias Schacknies
matthias@onely.de
Du willst tiefer einsteigen und klare Leitfäden haben? Dann klick mal hier: